Was ist eigentlich das Kulturquartier?

Der Begriff ist in der Tat wenigen Menschen bekannt. Es bezeichnet das Neumarktareal mit seinen zahlreichen Bildungs-, Kunst- und Kultureinrichtungen (siehe Abbildung). Der Josef-Haubrich-Hof bildet als kleiner Bruder des Neumarkts das Herz dieses Kulturquartiers. Der Hof ist mit dem Neumarkt ober- und unterirdisch verbunden. Sein Namensgeber Josef-Haubrich allein deutet auf diese große Aufgabe hin. Denn Josef Haubrich war eine prägende Person des Kölner Kulturlebens nach 1945. Er schenkte der Stadt Köln 1946 eine beachtenswerte Sammlung expressionistischer Werke, die er in die Nachkriegszeit hinüberretten konnte. Diese bildete den Grundstock für den Wiederaufbau der modernen Abteilung des Wallraf-Richartz-Museums.

Die aktuelle Situation des Kulturquartiers am Neumarkt

Das Kulturquartier wird als solches in der Stadtgesellschaft aber auch bei der Stadtpolitik, der Stadtverwaltung, Institutionen und Besuchern unserer Stadt als Einheit kaum wahrgenommen. Der Josef-Haubrich-Hof als Herzstück des Kulturquartiers ist ein heute weitestgehend gemiedener Platz und fest im Griff der der Drogenszene. Hier wird, wie auf dem Neumarkt auch, gedealt und konsumiert. Hinterlassenschaften der Obdachlosen und der Drogenszene finden sich überall. Die Bereiche zwischen den Museen sind stark verdreckt. Das schöne Eiscafé hat geschlossen. Leerstand überall. Mit der geplanten Kernsanierung der Zentralbibliothek ab dem kommenden Jahr wird das Kulturquartier am Neumarkt während der über Jahre andauernden Bauzeit noch unattraktiver und verlassener. Das Haus der Architektur Köln (hdak) im weißen Kubus auf dem Josef-Haubrich-Hof zieht darüber hinaus in Erwägung diesen zu verlassen. Die wenigen Events würden damit ebenfalls entfallen und das Herz des Kulturquartiers am Neumarkt weiter verwaisen lassen. Alles in allem keine guten Vorzeichen für den Neumarkt als Eingangstor zu zentralen Bildungs-, Kunst- und Kultureinrichtungen und zu Kölns wichtigster Einkaufsmeile.

Unser Vorschlag zur Stärkung des Kulturquartiers

Unseren Vorschlag zur Stärkung des Kulturquartiers am Neumarkt haben wir der Stadt Köln am 30.05.2023 übergeben. Folgendes haben wir eingebracht:

Der weiße Kubus des Hauses der Architektur Köln (hdak) auf dem Josef-Haubrich-Hof muss gestärkt werden, denn er kann die Ausgangsbasis bilden für viele regelmäßige Kunst- und Kulturveranstaltungen, wie z.B.

• Regelmäßige Auftritte der Musikhochschule Köln
• Regelmäßige Lesungen und Ausstellungen von Kölner Künstler:innen
• Malwettbewerbe für Kinder
• Filme im Innenraum des Kubus oder an der Fassade
• Veranstaltungen der angrenzenden Museen
• Gemeinsame Feste
• Der Kubus kann auch als Infopoint für den Umbau der Zentralbibliothek und des Projekts Ost-West-Achse dienen.

Somit wird der Josef-Haubrich-Hof und damit das Kulturquartier am Neumarkt zum Ort der Begegnung von Menschen mit Kunst und Kultur im öffentlichen Raum. Es wird zudem verhindert, dass der Platz als Eingang zum Kulturquartier am Neumarkt während des Umbaus der Zentralbibliothek komplett verwaist.

Im Rahmen der Kreativwerkstatt NEUmarkt sollte der Josef-Haubrich-Hof mitgedacht werden. Die Events auf dem Josef-Haubrich-Hof (Beispiele siehe oben) könnten über die Kreativwerkstatt mit dem hdak mit geplant werden. Ggf. lassen sich auch Events auf dem Neumarkt mit dem Josef-Haubrich-Hof verbinden. Das gesamte Areal muss als eins gedacht und geplant werden.

Vorstellung des Konzepts der IG Neumarkt zum Kulturquartier

Am 08.08.2023 hat unser Vereinsmitglied Guido Köhler das Konzept der IG Neumarkt zur Stärkung des Kulturquartiers im Kulturpavillion auf dem Neumarkt vorgestellt. Die Ideen sind auf ein großes Interesse der Menschen vor Ort gestoßen. Neben vielen unterschiedlichen Menschen aus der Stadtgesellschaft, Vertretern der Stadtpolitik und der Kulturszene, die sich in die Diskussion aktiv einbrachten, waren auch Prof. Christl Drey (Vorsitzende des Hauses der Architektur e.V.), Annett Polster (Geschäftsführerin Stadtmarketing Köln e.V.), Hermann Koch (Kulturdezernat) und Nadine Müseler (Kulturamt) anwesend und diskutierten auf dem Podium mit. Alle waren sich darin einig, dass etwas passieren muss. Es darf nicht so bleiben wie es ist. Der Neumarkt und die daran angrenzenden Kunst-, Kultur und Bildungseinrichtungen müssen als eine Einheit zusammen gedacht werden. Auch in der Presse wurde über die Veranstaltung berichtet. Anbei die Links zum:

• Kölner Stadt-Anzeiger vom 10.08.2023
• Kölnische Rundschau vom 11.08.2023 

Stadtpolitik greift Diskussion um das Kulturquartier am Neumarkt auf

Sehr aufmerksam verfolgen wir, wie die Stadtpolitik das Thema aufgreift. So gab es 17.08.2023 einen Antrag der SPD-Ratsfraktion an den Ausschuss für Kunst und Kultur, indem klare Perspektiven für das Kulturquartier gefordert werden. Konkret werden durch die SPD folgende Beschlussanträge an den Ausschuss gestellt:

• Aufzeigen von Perspektiven für den weißen Kubus des hdak auf dem Josef-Haubrich-Hof
• Verbesserung der Toilettensituation (Voraussetzung für Veranstaltungen)
• Ausdehnung Reinigungskonzept
• Sicherstellung kultureller Belebung
• Prüfung der Anmietung leerstehender Räumlichkeiten für Ankerpunkte kultureller Nutzung
• Einbeziehung der aus den örtlichen Diskursen hervorgegangenen Konzepte für die weitere Entwicklung des Kulturquartiers in die städtische Arbeitsgruppe Neumarkt (gemeint ist wohl das Konzept der IG Neumarkt, herzlichen Dank!)

Den vollständigen Antrag AN/1455/2023 der SPD-Ratsfraktion für die Sitzung des Ausschusses für Kunst und Kultur am 29.08.2023 haben wir Ihnen verlinkt. Als Interessengemeinschaft Neumarkt e.V. unterstützen wir diesen Antrag in allen Punkten. Bleibt abzuwarten, was der Ausschuss Ende August entscheidet. Wir werden dies aktiv verfolgen.