Politik räumt Verwahrlosung am Neumarkt ein – wie geht es nun weiter?

Mrz 7, 2025

Anzeige der U-Bahn-Halstestelle am Neumarkt

Die katastrophalen Zustände am Neumarkt sind unübersehbar. Das mahnte die Interessengemeinschaft Neumarkt Ende Januar in einem öffentlichen Statement erneut an. Zahlreiche Medien berichteten. Auch die Politik räumt die zunehmende Verwahrlosung ein. Wie geht es nun weiter? Statt Lippenbekenntnissen ist entschlossenes Handeln gefragt. Die IG Neumarkt fordert eine Dezentralisierung der Hilfsangebote und ein koordiniertes Vorgehen der Behörden, um eine weitere Verschlimmerung zu verhindern und den Neumarkt endlich wieder zu einem Ort für alle Bürger*innen zu machen.

Der Neumarkt: Dreh- und Angelpunkt für viele Kölnerinnen und Kölner

Die Reaktionen auf das letzte Statement der IG Neumarkt zeigen ein klares Bild: Anwohner, Gewerbetreibende, Polizei und soziale Einrichtungen bekräftigen die zunehmende Verwahrlosung und das Sicherheitsrisiko am Neumarkt. Darüber berichtete u.A. die WDR Lokalzeit.

Die Geschäftsleute kritisieren gegenüber den Medien die Untätigkeit der Stadt und berichten von massiven Verschmutzungen in Hauseingängen und Kriminalität. Laut Kriminalstatistik kam es in der Kölner Innenstadt zu einer Steigerung der Kriminalität zwischen 2021 und 2023. Die Zahlen für 2024 stehen laut Angaben der Polizei noch aus.

Suchtkranke selbst schildern, dass der Konsum im Zuge der Crack-Welle immer enthemmter stattfindet. Um eine langfristige Lösung zu finden, ist eine gemeinsame Kraftanstrengung aller Akteure nötig – das betonen auch die Kölner Verkehrsbetriebe (KVB), die eine Verlagerung der Problematik in den Josef-Haubrich-Hof durch eigene Maßnahmen innerhalb der Haltestellen beobachten.

Die Politik erkennt Verwahrlosung an – aber wo bleiben Lösungen? 

In einem Interview mit dem Kölner Stadtanzeiger erkennt Oberbürgermeisterin Reker die dramatischen Zustände in der Kölner Innenstadt an. Sie erklärt die Verwahrlosung als „gesamtgesellschaftliches Problem“. Was kann hier die Lösung sein? Auch Stadtdirektorin Andrea Blome räumt gegenüber den Medien ein, dass gerade die Situation am Josef-Haubrich-Hof besonders schlimm sei. Um entschlossen handeln zu können fehle es der Stadt an Mitteln. Zudem gäbe es keine Mehrheit im Stadtrat, um konsequenter gegen die Drogenszene vorzugehen, betont die Oberbürgermeisterin.

Die IG Neumarkt hält dagegen: „Die Menschen sich selbst zu überlassen, kann keine Lösung sein. Sie sind eine Gefahr für sich selbst und die Sicherheit anderer“, sagt Thomas Kleefuß, Vorstandsvorsitzender der IG Neumarkt. „Die Menschen brauchen dringend Hilfe und Orientierung. Dafür müssen Sozialdezernat, Polizei, Ordnungsamt, Gesundheitsamt und Jobcenter koordiniert zusammenarbeiten, und das Hilfsangebot muss dezentralisiert und ausgeweitet werden.“

 

Gemeinsame Kraftanstrengungen aller Akteure sind nötig

Soziale Einrichtungen wie die Drogenhilfe Köln nennen ähnliche Lösungsvorschläge: Eine Zusammenarbeit aller Instanzen sei nötig, um attraktive und erreichbare Angebote für Drogenabhängige zu organisieren. Positiv ist zu vermerken, dass die Kölner CDU-Fraktion jetzt reagiert und einen Fünf-Punkte-Plan vorgelegt hat, um der Drogenproblematik in der Innenstadt entgegenzuwirken. Darin enthalten ist ebenfalls die Dezentralisierung der Hilfsangebote für Suchtkranke und obdachlose Menschen. In Zürich und Wien haben sich diese Modelle bereits über Jahre bewährt.

Die Stadt kann das Problem nicht alleine lösen – aber sie muss den Grundstein legen. Nur mit entschlossenen politischen Entscheidungen und ganzheitlichen Ansätzen kann der Neumarkt als Eingangstor zu Kölns Handelslagen wieder die notwendige Aufenthaltsqualität erreichen. Die IG Neumarkt sowie Immobilienbesitzer und Gewerbetreibende stehen bereit, um Lösungsansätze voranzutreiben.

 

Die Interessengemeinschaft Neumarkt

Die IG Neumarkt vereint Immobilieneigentümer*innen, Freiberufler*innen und Unternehmen am Neumarkt u.A. die Kreissparkasse Köln, Neumarkt-Galerie Sparkasse Köln-Bonn, die Körfer Gruppe und das Kunsthaus Lempertz. Das Ziel der IG ist, die Bedeutung des Neumarkts als zentralen Lebens-, Kultur- und Wirtschaftsraum zu fördern.